Die Frau zwischen den Welten
Roman
Die junge Ella erfährt mit brutaler Härte, was es heißt, nach 1945 als Tochter einer Deutschen in der Tschechoslowakei aufzuwachsen. Revolutionsgarden erschlagen ihren Vater, die Mutter muss sich mit ihrem neugeborenen Sohn in einem tschechischen Dorf verstecken. Ella erträgt immer neue Schicksalsschläge: Klosterschule, Kommunismus, die Ehe mit einem Egozentriker, Psychiatrie – bis sie endlich in Prag der großen Liebe begegnet. Mit dem jüdischen Arzt Milan ist sie zum ersten Mal glücklich. Beide haben nur noch einen Wunsch: zusammen mit Ellas kleiner Tochter in den Westen fliehen. Doch der Geheimdienst ist ihnen dicht auf den Fersen …
Interview zu
»Die Frau zwischen den Welten«
Hera Lind: Um diese Geschichte zu schreiben, mussten Sie sich in die Prager Zeit vor achtzig Jahren und damit in ein fremdes Land zurückversetzen. Wie fühlten Sie sich hinein in ein Schicksal, das sich scheinbar weit weg von Ihrem Leben ereignet hat?
Diesmal war es sehr schwer! Ich habe Ella Berner vor einigen Jahren in Prag besucht, konnte mir aber das Prag der Nachkriegszeit nicht im Mindesten vorstellen. Erst durch ihr geduldiges Erzählen und ihre unermüdlichen Schilderungen der damaligen politischen wie gesellschaftlichen Zustände gelang nach vielen Fassungen eine, die Ella Berner dann auch absegnete!
Besonders eindrucksvoll beschreiben Sie mit Ella Berner eine Frau, die trotz aller Entbehrungen und leidvollen Erlebnisse einen ungeheuren Lebensmut entwickelt und sich nicht unterkriegen lässt. Was hat Sie an dieser Geschichte am meisten beeindruckt?
Die unglaubliche Vielfalt von Schicksalsschlägen! Durch die politischen Veränderungen fällt Ella jedes Mal aufs Neue wie ein Marmeladenbrötchen auf die falsche Seite. Und immer wieder passt sie sich den Gegebenheiten an, rappelt sich auf, macht etwas aus der Situation und geht aus jeder Krise umso gestärkter hervor. Ein großartiges Vorbild für uns heute!
Sie schildern aber auch unvergessliche Momente des Glücks, in denen die Leser*innen mit der Heldin mitfiebern und hoffen können – wie halten Sie beim Schreiben die Balance zwischen leidvollen und lebensbejahenden Passagen?
Ich versenke mich zu einhundert Prozent in die Geschichte meiner Protagonistin. Ich selbst lenke da kein Geschick, das macht das Schicksal selbst. Denn in jeder Krise steckt ja auch eine Chance, man muss sie nur erkennen, wie Ella das immer wieder gelungen ist.
Auch in diesem Tatsachenroman widmen Sie sich einmal mehr der deutschen Nachkriegsgeschichte, die auch für die politischen Entwicklungen in Tschechien wichtig war – was fasziniert Sie an dieser Zeit?
Zum einen empfinde ich es als Pflicht, die leider aussterbende Generation aus dieser unfassbaren und zugleich doch so spannenden Epoche noch zu hören und ihre Geschichte zu verbreiten. Zum anderen versetzt es mich selbst immer wieder in Staunen, was für Kräfte ein Mensch, speziell eine Frau, in noch so fürchterlichen Zeiten freisetzen kann, besonders wenn es um das Beschützen ihrer Kinder geht. Allein der Wunsch, den Kindern eine bessere Zukunft zu schaffen, kann ja Berge versetzen, wie Ella beweist.
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